EIGENKAPITAL
Eigenkapital umfasst alle Mittel, die Gründer*innen oder Investor*innen in das Unternehmen einbringen. Dazu gehören nicht nur Bargeldreserven, sondern auch Sachmittel wie Maschinen, Fahrzeuge, Büroausstattung oder immaterielle Güter wie Patente. Das Eigenkapital bildet eine wichtige Grundlage für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens.
Vorteile von Eigenkapital
- Liquidität und Flexibilität: Mit ausreichendem Eigenkapital ist ein Unternehmen besser in der Lage, Liquiditätsengpässe zu überbrücken, Aufträge vorzufinanzieren oder auf unvorhergesehene Marktentwicklungen zu reagieren.
- Signalwirkung: Eigenkapital erhöht die Kreditwürdigkeit und verbessert die Verhandlungsposition gegenüber Banken und anderen Geldgebern. Ein hoher Eigenkapitalanteil signalisiert finanzielle Stabilität und das Vertrauen der Gründer*innen in die eigene Geschäftsidee.
- Kostenvorteil: Eigenkapital verursacht keine Zinskosten, wie es bei Fremdkapital der Fall ist.
Eigenkapitalquellen
- Ersparnisse: Persönliche Rücklagen sind die häufigste Form des Eigenkapitals. Laut dem Deutschen Social Entrepreneurship Monitor 2021/2022 nutzen 55,7% der Gründer*innen ihre Ersparnisse als Hauptfinanzierungsquelle.
- Sacheinlagen: Maschinen, Anlagen oder andere Vermögenswerte können als Eigenkapital eingebracht werden. Diese müssen allerdings korrekt bewertet und in die Unternehmensbilanz aufgenommen werden.
- Family & Friends: Finanzielle Unterstützung durch Verwandte und Freund*innen kann als Eigenkapital eingesetzt werden, oft mit dem Vorteil geringer oder gar keiner Zinsen. Dennoch sollte diese Art der Finanzierung vertraglich geregelt werden.
- Kapitalbeteiligung: Beteiligungskapital eignet sich besonders für innovative und wachstumsorientierte Projekte mit höherem Risiko. Im Gegensatz zu Krediten wird hier Eigenkapital bereitgestellt, das keine klassischen Sicherheiten erfordert.
Arten von Kapitalbeteiligungen:
• Direkte Beteiligung: Kapitalgeber*innen erhalten Anteile am Unternehmen.
• Stille Beteiligung: Kapitalgeber*innen treten nicht nach außen auf, beteiligen sich aber am Gewinn.
• Wandeldarlehen: Kredite, die später in Eigenkapital umgewandelt werden.
Vorteile und Voraussetzungen:
• Stärkung des Eigenkapitals und Erhöhung der Bonität.
• Voraussetzung ist ein skalierbares Geschäftsmodell und ein professioneller Businessplan.
Woher kommt Beteiligungkapital?
• Business Angels: Private Investor*innen, die Kapital und Know-how einbringen.
• Venture Capital: Für technologieorientierte Start-ups mit hohem Wachstumspotenzial.
• Mikromezzaninfonds: Bis zu 150.000 Euro für kleine Unternehmen und Gründer*innen mit besonderem Hintergrund.
• High-Tech Gründerfonds und Mittelständische Beteiligungsgesellschaften.
Ein guter Richtwert ist, dass das Eigenkapital mindestens 20 % des Gesamtkapitals ausmachen sollte, um eine solide finanzielle Basis zu schaffen.
Bootstrapping: Unternehmensaufbau ohne externe Finanzierung
Bootstrapping ist eine Strategie, bei der Gründer*innen auf externe Finanzierungen verzichten und ihr Unternehmen ausschließlich mit Eigenkapital und den laufenden Einnahmen finanzieren. Das Ziel ist, die Unabhängigkeit zu bewahren und eine schlanke, effiziente Betriebsführung zu ermöglichen.
Merkmale des Bootstrappings
- Minimale Fixkosten: Fixkosten werden möglichst vermieden oder in variable Kosten umgewandelt, um flexibel zu bleiben.
- Fokus auf Cashflow: Einnahmen und Ausgaben werden genau überwacht, und der Fokus liegt auf einem positiven Cashflow, um das Geschäft nachhaltig zu finanzieren.
- Effiziente Ressourcennutzung: Nur unbedingt notwendige Investitionen werden getätigt, und vorhandene Ressourcen werden optimal genutzt.
Voraussetzungen für erfolgreiches Bootstrapping
- Eigenkapital als Startbasis: Gründer*innen benötigen ausreichendes Eigenkapital, um die Anfangskosten und die Lebenshaltung zu decken, bis erste Einnahmen erzielt werden.
- Schlanke Geschäftsidee: Ein einfaches, kostengünstiges Geschäftsmodell (Low-Budget-Modell) eignet sich besonders gut für Bootstrapping.
- Leidenschaft und Durchhaltevermögen: Bootstrapping erfordert eine hohe Belastbarkeit und den Willen, sich auch in schwierigen Phasen durchzusetzen.
Strategien für Bootstrapping
- Schnelles Starten: Aufbau eines kleinen, aber effizienten Teams und ein schneller Markteintritt sind entscheidend.
- Frühe Einnahmen: Die Geschäftsidee sollte so gestaltet sein, dass sie schnell erste Umsätze generiert, um die laufenden Kosten zu decken.
- Kosteneffizienz: Nicht unbedingt notwendige Ausgaben werden vermieden, und der Fokus liegt auf dem Wesentlichen.
- Vertrieb stärken: Die Vermarktung von Produkten oder Dienstleistungen steht im Mittelpunkt, um Umsätze zu steigern.
Vorteile des Bootstrappings
- Unabhängigkeit: Gründer*innen behalten die volle Kontrolle über ihr Unternehmen und müssen keine Anteile abgeben.
- Kosteneffizienz: Durch den bewussten Umgang mit begrenzten Mitteln wird das Unternehmen effizient und nachhaltig geführt.
- Flexibelität: Ohne externe Geldgeber*innen können Entscheidungen schneller und autonom getroffen werden.
Herausforderungen des Bootstrappings
- Begrenzte Ressourcen: Wachstum und Innovation können durch fehlende Mittel erschwert werden.
- Hohes Risiko: Das finanzielle Risiko liegt vollständig bei den Gründer*innen, was zusätzlichen Druck erzeugen kann.
- Langsameres Wachstum: Im Vergleich zu Unternehmen mit externer Finanzierung ist der Wachstumspfad oft flacher.
Eigenkapital und Bootstrapping sind essenzielle Konzepte für Gründer*innen, die ihre Unabhängigkeit wahren und ihr Unternehmen auf einer soliden finanziellen Grundlage aufbauen möchten. Eigenkapital schafft Sicherheit und Flexibilität, während Bootstrapping eine effektive Strategie für kostenbewusste und ressourcenschonende Unternehmensführung ist. Diese Ansätze erfordern Disziplin, Kreativität und einen klaren Fokus, bieten jedoch die Möglichkeit, ein Unternehmen nachhaltig und erfolgreich zu gestalten.